Kinder wie die Zeit vergeht. Eh man sich versieht, ist die Bundesligasaison schon wieder fast vorbei. Fast, denn mit Kloppos und Kehlis (und wahrscheinlich auch so manch anderem…) letztem Heimspiel und dem erneuten Pokalfinale in Berlin warten ja noch zwei Höhepunkte auf uns.
Heute aber, war erst einmal das letzte Bundesligaauswärtsspiel der Saison an der Reihe und es ging zur angekündigten Nicht-Generalprobe ins Autohaus…nee in die Autostadt… quatsch, Wolfsburg, so hieß dat…na in irgendein künstlich von VW errichtetes Kaff halt!
Die Preußen-Delegierten heute mal als Zweiklassengesellschaft unterwegs. Einmal in Form von unseren mit Limousine anreisenden Elite-VIPs Jörg und Gralli und zweitens die bahnreisenden Vertreter des Fußvolkes Clausi und meine Wenigkeit.
Nach bahnüblicher, klassisch verspäteter Ankunft am völlig überforderten Wolfsburger Hauptbahnhof machten wir uns auf den Weg zur heutigen Spielstätte. Dieser führte durch einen Teil der Autostadt, auf die die Wolfsburger ja ach so stolz sind, weswegen sie ihren Schatz auch an allen offenbar strategisch wichtigen Punkten durch elegant gekleidete Sicherheitskräfte behüteten. Durch bösartige und widerwärtige, ekelerregende Fußballanhänger begangene Verunreinigungen wurden just im gleichen Moment hektisch durch emsige Sklaven des Vehikelherstellers beseitigt.
Vor dem possierlichen Wolfsgehege noch schnell ein Safety mit allen Beteiligten gemacht, dann ging es für Jörg und Gralli ab zu Champagner und Kaviar in die Loge und für Clausi und mich in die Einlasswarteschlange zum Gästebereich bei inzwischen eingesetztem Regen. Mit dem nun folgenden Satz möchte ich mich persönlich ganz herzlich beim VFL Wolfsburg bedanken, dafür dass es im kompletten Gästebereich nur alkoholfreie Veltins-Plörre gab und der verzweifelte Versuch das Ganze geschmacklich durch Mischen mit Brause etwas zu Pimpen untersagt wurde!
Der Stehplatzblock war erstaunlicherweise bei unserem Eintreffen noch nahezu leer, was sich relativ schnell dadurch erklärte, dass Ultras samt Möchtegern-Anverwandten die Sitzplatzblöcke im Oberrang geentert hatten. Hm…was soll ich jetzt dazu sagen…leider kann ich es mir an dieser Stelle nicht verkneifen wieder einmal spießerhaft den Zeigefinger zu erheben: Ick versteh ja, dass die Zaunfahnen oben besser gesehen werden, die Akustik vorteilhafter ist und die Blockspaltung im Stehplatzbereich durch die Unterführung blöd ist…aber es haben 100derte Fans ein Schweinegeld für die Plätze im Oberrang bezahlt, davon vielleicht auch ältere, nicht mehr ganz so dauerhaft stehfähige Anhänger oder Eltern mit Kindern (soll es ja geben)…die werden sich gefreut haben! Nunja, bevor alle die Augen verdrehen, Moralapostelmodus wieder aus. Im Stehplatzbereich war es dafür mit luxuriösem Platzangebot bis auf den Kettenraucher neben mir relativ angenehm (Ja, ich habe immer was zu Meckern ☺).
Beim Anpfiff amüsierten Clausi und ich uns noch fröhlich über den Wölfe-Fanclub „Die Radkappen“, da sehe ich plötzlich im rechten Augenwickel die rothaarige belgische Waffel auftauchen, ungehindert in den Strafraum flanken, wo dann noch viel ungehinderter Caligiuri das noch kalte Leder an unserem absolut chancenlosen Surferboy vorbeischiebt. Ja leck mich am A….!!! Endlich mal wieder ein Rekord für unseren in dieser Saison so gebeutelten Ballspielverein!!! Einen, auf den Ihr unkonzentrierten Schnarchnasen so richtig stolz sein könnt!!! Immerhin kommt es zehn Minuten später durch verdienten Foulelfmeter durch Auba zum Ausgleich, sodass sich das erhitzte Gemüt ob dieser Fahrlässigkeit mal wieder zu Beginn des Spiels etwas abkühlte. Wir sahen eine wirklich gute erste Halbzeit mit vielen, einigen 100%igen Chancen auf beiden Seiten und gingen mit gutem Gefühl in die zweite Hälfte. Diese gute Gefühl währte jedoch nur kurz, denn bereits nach drei Minuten ging die Werkself nach einem verf…… Standard durch Ronaldo –ach nee ohne Ro- erneut in Führung. Schön, dass sich später herausstellte, dass es eine klare Abseitsposition war. Diesmal folgte leider keine gute Reaktion unserer Jungs. Die zweite Hälfte war bis zur Klopp-typischen Auswechselorgie ab der 70. Minute mutlos, ideenlos, unkonzentriert. Der wiedergenesene Marco Reus brachte noch einmal frischen Wind, es blieb letztendlich nach 93 Minuten aber beim Spielstand von 2:1.
„Keiner ahnt es, keiner ahnt es, keiner ahnt es –SCHEISSEGAL!- denn wir holen, denn wir holen, denn wir holen –DEN POKAL!-„
Mit diesem fröhlichen Lied verabschiedeten wir die Jungs vor der Kurve (Ecke? Wie auch immer) und machten uns durch den Regen auf den Heimweg.
Hier wurden wir noch Zeuge eines schweren Strafdeliktes, welches auch direkt durch die ortsansässigen Gesetzeshüter geahndet wurde: heimtückisch wurde die Stange eines Verkehrsschildes zur Reviermarkierung durch einen BVB-Anhänger mit einem Sticker beklebt worauf dieser unter lautstarkem Protest seiner Groupies durch zwei Beamte abgeführt wurde.
Positiv muss ich übrigens noch erwähnen, fast hätte ich es vergessen: Beim Warmmachen der Mannschaften wurde vom VFL unsere Einlaufhymne „Heja BVB“ gespielt, zumindest zur Hälfte. Das gibt auf jeden Fall einen kleinen Sympathiepunkt für den Plastikverein!
Fazit: Ich sehe die Niederlage nicht als verpatzte Generalprobe für’s Pokalfinale da wir dort sicherlich mit einer anderen Aufstellung und vielleicht auch Taktik auflaufen werden. Außerdem glaube ich fest daran, dass wir den größeren Siegeswillen haben!
