Am ersten Spieltag nach dem Kloppo-Schock war irgendwie alles etwas anders als gewohnt. Nicht nur, dass verschiedene Gruppierungen aus dem Fanclub getrennt angereist sind und sich vor Ort nichtmal kurz über den Weg gelaufen sind, auch die Verkehrslage und die Spielvorbereitungen vor Ort waren etwas neues. Reisegruppe „Kuga“ startete um 7 Uhr in Mahlow – zum Glück, wie sich hinterher rausstellte. Unglücklicherweise fand nämlich parallel zum Spieltagswochenende die Intermodellbau-Messe in den Westfalenhallen statt. Wer die Messe nicht kennt: es ist die größte Modellbaumesse der Welt. Und dementsprechend viele Parkplätze wurden für die Messe benötigt und der Stau auf dem Weg zum Stadion wurde natürlich nicht kleiner als sonst auch schon. Die Suche nach einem für Fußballfans freien Parkplatz dauerte schon am späten Vormittag so seine gute Stunde. Abgestellt wurde das Auto gegen 11:30 Uhr. Eine weitere Reisegruppe schaffte es erst ein paar Minuten vor Spielbeginn ins Stadion. Glückwunsch an die Organisatoren für so eine Terminplanung.

Bei Bier und ein paar Mettbrötchen wurde dann natürlich über die Geschehnisse der letzten Woche diskutiert und darüber philosophiert, wie die Stimmung im Stadion werden wird, wie die Süd reagieren wird, welche Spieler weg müssen und welcher Trainer kommen wird. Passend zu diesem etwas anderen Tag konnten dann sogar noch ein paar Fotos mit Emma geschossen werden, bevor es gegen 14 Uhr ins Stadion ging.

Der erste spannende Punkt war natürlich das Einlaufen unserer Jungs zum Warmmachen. Auf „Jürgen Klopp“-Rufe wurde verzichtet, die Mannschaft ganz normal besungen – alles wie immer. Als Nächstes folgte die Intonierung der Mannschaftsaufstellung. In den letzten Tagen geisterte ja durch diverse Foren und Fanseiten der „Wunsch“, jedem Spieler den Nachnamen Klopp zu geben. Bis auf ein paar vereinzelte Stimmen hier und da wurde darauf aber (noch) verzichtet.

Auch nahezu das ganze Spiel wurde sich zum Glück nicht auf den Trainer, sondern auf die Mannschaft konzentriert. Die erste Halbzeit hinten bis auf eine Szene stabil, vorne den ein oder anderen guten Abschluss. Weltklasse war die erste Hälfte nicht, aber schlecht war sie auch nicht. Trotzdem war die Stimmung zurückhalten. Direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit hat uns dann ausgerechnet Sorgenkind Nummer 1 erlöst. Micki köpfte Auba’s Flanke ein. Ausgerechnet Micki, der übrigens in diesem Spiel gefühlt so viele gute Aktionen hatte, wie die ganze Saison noch nicht, spielte an diesem Tag wie befreit auf. Und nach diesem 1:0 fing plötzlich die Mannschaft an, dass zu spielen was wir die ganze Saison vermisst haben. Traumpässe von Hummels, Flankenläufe von Schmelle und Erik Durm. Und folgerichtig das 2:0 von Auba. Das dann mit Shinji auch noch Sorgenkind Nummer 2 seine Bude machte, passte irgendwie zu diesem etwas anderen Tag. Auch Matthias Ginter, der irgendwie noch keinen guten Tag erwischt hat diese Saison, hat gegen Paderborn ein Top-Spiel hingelegt.

Und dann kam die 88. Minute. Nachdem der Wunsch des Trainers bisher erfüllt wurde, die Stimmung nicht nur auf ihn zu reduzieren, musste es nun doch noch passieren. Das Westfalenstadion stand auf und sang für den Coach – die ersten Tränen kullerten. Dann kam der Abpfiff. Eigentlich perfektes Timing um nun wieder mit der Mannschaft zu feiern. Nur passierte das leider nicht. Die Mannschaft stellte sich wie immer zum Feiern am Strafraum auf. Aber es gab nur „Jürgen Klopp“-Gesänge. Der entfernte sich immer weiter von der Mannschaft um zu zeigen, dass die Mannschaft und nicht er gefeiert werden soll. Als die Süd das aber kapierte, waren die Spieler schon auf dem Weg zum Spielertunnel. Es wirkte, als wären die Jungs auf dem Rasen (verständlicherweise) etwas beleidigt gewesen.

Nach dem Spiel gab es dann an der Roten Erde noch ein paar Getränke und als der erste Verkehrsschub vom Stadion weg war, führte auch unser Weg gegen 19:00 wieder zum Auto und Richtung Berlin – natürlich mit dem obligatorischen Zwischenstopp beim goldenen M. Gegen 1 Uhr waren dann alle Mitglieder der Reisegruppe „Kuga“ zuhause angekommen.

Als Fazit des Spiels bleibt also der fade Beigeschmack, dass ausgerechnet unsere Sorgenkinder nach dem Erdbeben in der vergangenen Woche wie befreit aufgespielt haben, wenn auch gegen einen an diesem Tag extrem schwachen Gegner. Und es bleibt, dass die Südtribüne die Entscheidung des Trainers voll respektiert hat, auch wenn die Stimmung insgesamt eher verhalten war und am Ende doch nur der Trainer im Fokus stand.